10 Wochen sind schon wieder um â quasi Halbzeit in Stung Treng. Da kommt mir das Grauen bei diesem Wort. Ich muss ja gestehen, ich denke schon seit der 3. Woche hier in Stung Treng, an eine VerlĂ€ngerung meines Volontariats. Ich werde vorerst meine âPlĂ€neâ aber noch nicht Ă€ndern, und bis Ende November hier arbeiten und anschlieĂend mich ins Backpacker Leben stĂŒrzen.
Warum verlĂ€ngern? Wie ihr vielleicht schon gelesen habt, hab ich mich in diese fremde Welt sehr schnell zu Hause gefĂŒhlt. Ich habe die letzten Wochen bei meinen SchĂŒlern sehr viele Fortschritte bemerkt, und das ist ein unglaublich schönes GefĂŒhl, zu sehen, dass aus der Arbeit die man hier verrichtet auch richtige Resultate entstehen können. Genauso ist es sehr bereichernd fĂŒr mich von den kambodschanischen Mitarbeitern Komplimente darĂŒber wie man die Arbeit hier macht zu bekommen, all das macht es mir dann erst recht nicht leicht in 2,5 Monaten âGood Byeâ zu sagen. Um wirklich viel bewirken zu können, muss man hier schon lange daran arbeiten, das heiĂt also lange hier leben, um die Menschen hier erst einmal zu verstehen, die Zeit, das Wetter und die Kultur. AuĂerdem lĂ€sst es sich hier verdammt gut leben, finde ich zumindest, deswegen der Gedanke an eine VerlĂ€ngerung meines Aufenthaltes in Stung Treng. Ich kann jetzt schon von mir behaupten, dass ich gewisse Momente, verrĂŒckte Erlebnisse die ich hier schon erlebt habe, mich schon etwas verĂ€ndert haben. Es ist sicherlich schwer, dass was man hier aufgebaut hat, an andere zu ĂŒberlassen. Ich habe schon eine Zeit hinter mir, wo ich vieles gelernt habe, ĂŒber mich selbst, ĂŒber das Leben hier. FĂŒr mich sind auch Fortschritte, wenn man Schritt fĂŒr Schritt Vertrauen bei den Kambodschanern gewinnt, denn man ist ohne Zweifel auf viel Geduld und VerstĂ€ndnis angewiesen. Teilweise ist es ganz schön mĂŒhsam mit Menschen hier zu kommunizieren. Vor allem in Situationen, wo du wirklich eine ehrliche Antwort benötigst. Man muss sich hier gut anpassen. Nach 2,5 Monaten verstehe ich die MentalitĂ€t und Kultur der Menschen viel besser. Das ist ein groĂer Erfolg fĂŒr mich persönlich.
Warum diese Nostalgie?
Nun ja, auf der einen Seite verstehe ich ja nicht wie die Uhr in Kambodscha tickt. Das Leben, die Menschen alles natĂŒrlich ein tick langsamer als in Europa, aber andererseits vergeht die Zeit hier viel zu schnell. So schnell, dass es vor einer Woche schon Zeit wurde, Manu zu verabschieden. Der Abschied selbst war nicht leicht, vor allem mitanzusehen war eine Qual fĂŒr mich. Wie das GefĂŒhl ist, sich vor Menschen zu verabschieden, bei denen man nicht weiĂ wann man sich wieder sieht â oder ob ĂŒberhaupt? Dieser Gedanke tobte mir in der Nacht, als uns Manu verlieĂ, durch den Kopf und wurde dabei traurig, dass es fĂŒr mich auch irgendwann, sehr bald, heiĂt sich zu verabschieden.
Also, noch in vollen ZĂŒgen die Zeit mit den Menschen hier genieĂen. Jeden eigenartigen Moment, jede unglaubliche Erfahrung auf sich wirken lassen und sich denken, âwenn ich diese verrĂŒckte Geschichte jemanden von zuhause erzĂ€hle, die werden mir das nie glauben.â
Nun bin ich alleine in der Evergreen, mittlerweile schon ĂŒber eine Woche. Eigentlich gar nicht so schlimm alleine zu sein. Der erste Morgen nachdem uns Manu in der Nacht davor verlassen hatte, war schon irgendwie schrĂ€g. Alleine zu frĂŒhstĂŒcken, alleine mit den Kindern ZĂ€hne zu putzen, alleine mit dem Moped fahren. Jedoch Ă€nderte sich das schnell und immerhin gibt es hier einiges zu tun. SchlieĂlich ist es ganz gut mal alleine zu sein. Die Wochenenden sind auch nicht so einsam wie ich sie mir vorgestellt habe, ganz im Gegenteil. Ich bekomme an den Wochenenden schon im Morgengrauen Besuch von ein paar SchĂŒlerinnen, ausgerĂŒstet mit Lippenstift, Liedschatten und den ganzen Kram, und jede Menge SĂŒĂes. Zu Mittag gibtâs die Beute an FrĂŒchten, die ich mir am Vortag vom Markt geholt hab, ich versuch es hier zu vermeiden, jeden Tag zum Markt zu fahren. Sind zwar keine 10 Minuten, aber mein Umweltbewusstsein möchte ich hier auf keinen Fall verlieren. Die Kambodschaner kennen das nicht, jede Menge Plastik ĂŒberall auf der StraĂe auf der Wiese, unter den Tischen Berge von gebrauchte Servieten und Essensreste, man fĂŒge die ganzen Abgase von den Motos und den paar Monster Autos, wie LEXUS und co. hinzu (verrĂŒckt, dieser krasse Unterschied. Wenn Autos, dann aber richtig groĂe ĂŒberteuerte Viecher. Es lĂ€uft hier einfach so vieles verdammt falsch), herumfliegender Staub und Dreck, die verschiedensten GerĂŒche von der âFleischabteilungâ vom offenen Markt, drĂŒckendes Wetter, viel Sonne oder viel Regen, schlieĂlich noch der verbrannte Plastikgeruch, ja hier wird leider der MĂŒll verbrannt (das sind Dinge wo mir das Herz wehtut, aber ich kann hier ja keine BĂ€ume ausreissen) und daraus kommt dieser einzigartige Geruch, den ich beim Mittag- oder Abendessen auf den Markt einatme. FĂŒr jedes kleine Ding, das du dir am Markt kaufst, bekommst du automatisch eine PlastiktĂŒte dazu, egal in welcher GröĂe. Da glotzen die Kambodschaner immer, wenn ich meine (Earlier) Stofftasche heraushole und dort meine Beute einpacke.
Naja zurĂŒck zum eigentlichen Thema. Ich als einzige VolontĂ€rin in der Evergreen Communtiy. Ganz und gar nicht. Hin und wieder besuche ich das Waisenhaus in Thala, das ein junger Typ, Josh aus Deutschland vor 2-3 Jahren aufgebaut hat. Also bin ich nicht die einzige WeiĂe in Stung Treng und habe abends immer nette Gesellschaft um mich. Letztens sind wir zum Masseur gefahren und âgenossenâ eine traditonelle Khmer Massage. Naja so schlimm war es nicht, ein kurzer Schmerz und das wars dann schon wieder. Ich fĂŒhlte mich wie eine leblose Puppe und meine Masseurin war das Kind, das mit der Puppe spielte. War im Endeffekt eine super Erfahrung, und werde mich auf jeden Fall irgendwann noch einmal durchkneten lassen.
Momentan sind sie auch zu dritt, zwei deutsche VolontĂ€rinnen, Janina und Karen, und Josh ist momentan auch in Stung Treng. FĂŒr Interessierte hier der Link: http://beebob-hilfe.de/wordpress_install/
Eines Samstag Nachmittags, als ich meine WĂ€sche am Brunnen wusch, hörte ich wieder einmal diese angenehme kambodschanische Musik von irgendwo. Dieses Mal ging ich der Sache auf den Grund, lieĂ meinen bescheidenen Berg an WĂ€sche liegen, und folgte der Musik. Es stellte sich heraus, dass ein paar MĂ€dels der Evergreen Community Tanzstunden bei Lypos Ă€lteste Tochter, Botum, nahmen. Ich war sofort verzaubert von den Bewegungen und von der Musik sowieso. Mittlerweile gehöre ich auch zu der kleinen Tanzgruppe und versuche meine ersten Tanzschritte im traditionellen Khmer Tanz. Gar nicht so leicht, die Finger, vor allem die Fingerbewegungen sind in diesem Tanz das Wichtigste, so zu verbiegen wie es die MĂ€dchen mir vormachen. Aber dazu gehören tĂ€gliche FingerĂŒbungen, DehnĂŒbungen, Fingerknacksen und co. Nach den Tanzstunden heiĂt es dann immer âSimonA, play a game, play a game!â das geht so lange dahin, bis wir irgendein lustiges Spiel spielen. Botum hat mir schon einige lustige Spiele gelernt, sowie ich ihnen. Das schönste am Spielen mit den Kindern hier ist, dass man einfach nichts braucht. Einfach drauĂen sein und sich irgendwas VerrĂŒcktes einfallen lassen. Als uns letztens der Regen das Spielen verdorben hatte, stellte ich mich sofort in den Regen und mich erst mal abzukĂŒhlen von der intensiven Sonne davor. Die MĂ€dchen schauten mich mal fragend an, und dachten sich wahrscheinlich, ach diese dummen Barangs. Ich forderte sie auf zu kommen, nach einigen zögern, waren wir 15 MĂ€dels, die wie verrĂŒckt durch den Regen rannten und herumtanzten und fangen spielten. Fangen Spielen gibtâs in Kambodscha natĂŒrlich auch, nur dass die FĂ€ngerin eine VerrĂŒckte ist und natĂŒrlich dementsprechend durch die Gegend lĂ€uft :D.
Ne einsam bin ich hier auf keinen Fall J
AuĂerdem habe ich ganz viele Mitbewohner in meinem Zimmer, zahlreiche groĂe Spinnen, Gottesanbeterinnen, 2 MĂ€uschen, Moskitos nicht zu vergessen, und letzte Woche hatte ich sogar einen kleinen Frosch im Zimmer. Die liebsten Mitbewohner sind mir aber die fleiĂigen Ameisen, meine Putzkolonne, weil die sich immer darum kĂŒmmern, dass die Essensreste oder manchmal tote Insekten, die herum liegen, auf s schnellsten Weg verschwinden. J
NĂ€chste Woche kommt dann schon die neue VolontĂ€rin, Laura. Bin schon sehr gespannt und aufgeregt. Ich werde sie dann in alles einfĂŒhren und ihr die Evergreen Community, das Leben, den Markt, und alles möglich Spannende, VerrĂŒckte und Schöne was es hier gibt, zeigen.
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SchĂŒlerinnen, die mich jeden Tag mit ekligen SĂŒĂkram beschenken. Hier trinke ich gerade dieses ecklige Zeug namens „Bubble Tea“
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Traditioneller Khmer Tanz
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Traditioneller Khmer Tanz
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Traditioneller Khmer Tanz
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ja, ihr seht richtig! ich beim MĂŒll verbrennen!
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ein Teil meiner Klasse đ
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immer wieder unmöglich Fotos zu schieĂen von den Kindern
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Spielestunde
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GOOD BYE MANU
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ein Teil der Tanzgruppe
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letzter Abend mit Manu
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Kesey (Tochter von Lypo) beim Tanzen, Lypo singt
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in Thala im Waisenhaus (BeeBob)
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eine meiner Mitbewohnerinnen. verhielt sich gestern ganz eigenartig (was das weiĂe unten wohl ist?) . . .
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an diesem Morgen fand ich sie so auf… und die Ameisen schon fleiĂig am zusammenrĂ€umen
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